Montag, 13. April 2015

Welt der Wunder?

Wenn man Kinder in der Schule hat, wird man sich wohl oder übel mit der Handschrift auseinander setzen müssen.

In meinem Fall ist es so, dass ich das Schreiben per Hand sehr schätze und natürlich sind Meldungen wie "per Hand geschriebenes bleibt besser im Gedächtnis" Wasser auf meine Mühlen. Hieß es zu meiner Schulzeit doch auch immer: Wer schreibt, der bleibt! - wobei sich das eher auf das Mitschreiben im Untericht bezog, allerdings waren damals Handies nur etwas für Wichtigtuer und Angeber. Von einem Smartphone hat nicht mal jemand geträumt.

Lernten wir früher noch die lateinische Ausgangschrift, mit vielen Schwungübungen vorweg in der Schule. So wird jetzt zu allererst
Druckschrift gelehrt. Die alberne Begründung dazu:
Es wird ja auch viel Druckschrift gelesen, also sollte man die "vertraute" Schrift auch lernen.
Warum die eine Schrift dann Druckschrift und die andere Schreibschrift heißt kann ich jetzt auch gar nicht mehr verstehen...
Nun gut. Nachdem die Kinder die Druckschrift noch nicht ordentlich können wird umgehend die Schreibschrift angefangen.
Das Lernen der Schreibschrift erfolgt aber nicht in der Schule - nein, es gibt Arbeitsbücher, die komplett zu Hause durchgearbeitet werden müssen.
Sind diese dann fertigt, kann anschließend der Füllerführerschein gemacht werden.
Wobei es in der Schule dann ganz egal ist, wie die Kinder schreiben.
Druckschrift, Schreibschrift, "organisch verbunden"...

Neben der lateinischen Ausgangsschrift gibt es noch die Schulschrift, die vereinfachte Ausgangsschrift und evtl. noch weitere unsinnige Vereinfachungen, die je nach Bundesland verschieden gelehrt werden.

Das Ergebnis war vor kurzem eine kurze Meldung, in der ein Pädagogenverband beklagte, die Schrift der Schüler sei zu einem großen Teil unleserlich und die Schüler selbst könnten auch nicht mehr längere Zeit am Stück schreiben.
Schon nach einer halben Stunde hätten sie Schmerzen un/oder Ermüdungserscheinungen.

Wer zählt denn jetzt hier mal eins und eins zusammen?

Zum einen wird eine flüssige Handschrift gar nicht mehr ordentlich gelehrt, nicht gefördert und schon gar nicht gefordert.
Dann wird auf ein formal schönes Schriftbild kein Wert gelegt und auch das Schreiben mit dem Füller - mit dem ein langes ermüdungsfreies Schreiben möglich ist - läuft nur so nebenbei.
Zum anderen Beklagen die Lehrer, dass die Schrift der Schüler so schlecht geworden ist.

Was passt hier jetzt nicht mehr zusammen?

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