Montag, 22. April 2024

Keine Party für Niemand

Natürlich weiß ich, dass es in der Überschrift "Keine Party für niemanden" heißen muss - abgesehen davon, dass wir es hier mit einer doppelten Verneinung zu tun haben, also heißt es eigentlich: Party für alle!
Aber es war als Anlehnung an einen bekannten Text der "Scherben" gedacht. 
Hier ist der Moment, wo ein Raunen durch die Menge gehen darf, weil die Andeutung endlich verstanden wurde. 
 
Worum es geht, sind aber weder Liedtexte, noch Musikgruppen. 
Es geht um das Verhalten von Menschen, das nicht der Erwartung entspricht, die man an sie hat. 
 
So hat Victor vor kurzem eine Party bei uns gefeiert. Die Runde war recht klein, weil einige wegen mentaler Probleme abgesagt haben. 
Jetzt erwartet man, dass eine Punker-Fete laut und schrill wäre. Dass gegröhlt wird und gesoffen, die Musik bis zum Anschlag aufgedreht und sich die Nachbarn beschweren. 
 
Nichts davon. 
Gut, es gab einen Alkoholabsturz nebst Erbrechen - das war's. 
Ansonsten gab es gute Musik (naja, überwiegend), Lautstärke völlig in Ordnung. Es wurde Gemüse in Dipps getaucht und "gesnackt" (das heißt, als "Snack gegessen"). Neben Bier gab es selbstgemachte Liköre und sonst kaum etwas hartes. 
Sogar Salzstangen - Inbegriff der Spießigkeit - waren beliebt.  
Dazu dann Deep Talk vom feinsten und wir als Eltern wurden willkommengeheißen, sollten einen mittrinken und wurden in ernsthafte Gespräche verwickelt. 
Die Party war gegen 1.00 Uhr vorbei (hat ja auch schon um 19.00 Uhr angefangen). 
Dabei sprechen wir hier nicht von einem Kindergeburtstag, sondern 18+ mit lauter wildaussehnden Personen.
 
Vergangenes Wochenende war Victor zu "Freunden" gefahren. 
Mit unserem Auto, über die Staatsgrenze, ein eine Stadt und diese Freunde hat er auf einer Schulexkursion im vergangenen Jahr einmal kurz gesehen. 
Natürlich auch Punks. Die gibt es ja anscheinend in jeder größeren Stadt. 
 
Kurz und gut: Er ist gut angekommen und hat eine schöne Zeit in der Punk-WG verbracht. Zwischendurch hat er uns geschrieben: 
"Sind am Strand spazieren."
"Kochen leckeres Essen."
"Haben Spiele gespielt."
"Gehen bald zu Bett." (Das war gegen 23.00 Uhr)
"Habe gut geschlafen, wir frühstücken auf dem Balkon."
"Fahren zu einer Aussichtsplattform, die Sonne genießen."

Bitte, was sind das für Punks? Ich hatte erwartet, dass die zu einer wilden Feier gehen, die Nacht zum Tage machen und er völlig übermüdet und kaputt wieder zuhause ankommt. Aber nichts - er kommt nach Hause und geht ersteinmal eine Runde joggen, weil er noch Energie und Bewegungsdrang hat. 

Finde nur ich dieses Verhalten merkwürdig?

Dienstag, 19. März 2024

Bakerman is Baking Bread

 Na, Ihr Süßen, wer erinnert sich noch an dieses gehaltvolle Lied, voller Niveau und überraschenden musikalischen Wendungen?

Keiner? Ist auch besser so. Es war nervtötend und gehört in die Schublade "90er-Songs, die keiner braucht". 
Was aber Beachtung verdient, die Tatsache, dass auch der Yeti angefangen hat, sein Brot selber zu backen. Angefangen vom selber angesetzen Sauerteig, hin zu mehr oder weniger gelungenen Backversuchen, bis hin zum gar nicht mal so schlechten Brot. 
Nebenbei bemerkt, auch unsere Brötchen backe ich jetzt selbst. Es sind kleine, aber immerhin. 

Eine Sache aber verstehe ich nicht recht. 
Überall wird so ein Bohei drum gemacht über die meditative Kusnt des Brotbackens und es wird so getan, als ob archaische Kräft geweckt werden und man auf mystische Art "geerdet" wird.
Backen als spirituelle Erfahrung und Weg zu sich selbst. Kreativer Ausdruck und sensibler Umgang mit Nahrungsmitteln. 
Das ganz(heitliche) Blabla, was einen auf Instagram, Kochblogs, Pinterest, Foren und anderen geneigten Plattformen entgegenschwallert. 

Was ist es denn: 
Mehl und Wasser werden zu einer Pampe verrührt, es kommt ein Backtriebmittel dazu, egal, ob es Hefe oder Sauerteig oder beides ist. Der Kram steht, geht und ruht.
Dann wird der Teig gedehnt, gefaltet und geformt und landet schließlich im Ofen. 
Zum Schluss sollte ein Brot dabei herauskommen, dass außen eine schöne Kruste oder Rinde hat und innen so fest ist, dass es sich schneiden, beschmieren, belegen und kauen lässt, aber doch "fluffig" genug, um es gerne essen zu wollen. 

Vielleicht bin ich zu mechanistisch aufgewachsen, vielleicht auch zu nüchtern und zielorientiert. 
Doch kochen und backen sind einfache Tätigkeiten, die für die einen lästige Pflicht sind, andere dagegen empfinden dabei Spaß und Erfüllung, weil etwas geschafft und geschaffen wurde, was zuvor nur unzusammenhängende Komponenten waren. 

Damit ist doch schon alles gesagt. Was daran nun Wellbeing, ganzheitlich, mystisch oder sonstwas sein soll, erschließt sich mir nicht. 
Backen und fertig. Wer meint etwas anderes dazu?