Montag, 7. April 2014

Das Bari am unteren Ende der Nahrungskette

Wer Bari-Sax spielt, muss ein gehöriges Maß an Leidensbereitschaft mitbringen:

Erstmal ist die Anschaffung eines Baris deutlich teurer als ein Alto oder Tenor einer vergleichbaren Qualtität und Güte.
Dann sind Blätter und Mundstücke ebenfalls deutlich teurer, dafür ist die Auswahl sehr viel geringer.
Das Bari ist auch deutlich schwerer und verlangt nach einem gesunden Kreuz und am besten auch einem sehr guten (und damit deutlich teureren) Gurt. Der "Freeneck" soll hier wirklich Wunder wirken, aber auch der "Saxholder" bringt schon große Entlastung für den Nacken.
Nicht nur das Bari ist schwer und groß, auch der Koffer ist deutlich unhandlicher, schwerer und braucht ein Transportmittel mit einem großen Kofferaum, Kombis werden bevorzugt.
Auch was Noten anbelangt sind deutliche Nachteile in Kauf zu nehmen. Für Tenor und Alto bekommt man wirklich viele Noten,
auch Duette A/A und A/T sind in Hülle und Fülle vorhanden. Sogar das Sopran kommt hier noch ganz gut weg, weil es gerne für höhere Lagen genutzt wird.
Schöne Bari-Noten? Fehlanzeige!
Auch in der Big Band oder Musikzug hat das Bari selten schöne Noten. Oft bekommt man den "Idioten-Bass" vorgesetzt.
Zudem habe ich den Eindruck, dass die Bari-Noten von Leuten geschrieben werden, die keine rechte Vorstellung von diesem Instrument haben.
Eine Besserung gibt es bei moderneren Arrangements; da sind die Bari-Stimmen interessanter und nicht nur ein Verwursten von Tuba-, Posaunen-, Tenorhorn-, und (Blechblas)-Bariton-Stimmen.

Wie ich jetzt deutlich deutlich gemacht habe, sind Bari-Spieler (egal männlich oder weiblich) deutlich schlechter dran.
Darum ist es auch einigermaßen "unbeliebt" - es wird dann dem Neuling oder dem "less talented guy" in die Hand gedrückt.
Dabei ist gerade das Fundament, die tiefen Noten, der Bass so wichtig für die Gruppe, denn wenn Bass oder Schlagzeug wackeln, kann das ganze Stück kippen.

Wer sein Herz dennoch an das dicke Ende verloren hat, wird mit einem fetten Sound und manchmal einem bewundernden Blick belohnt - ein Bari ist halt doch ein eindrucksvolles Instrument und wer sicher die Baseline durchhält, ohne zu wackeln und zu schwanken, zeigt deutlich, wie wichtig er ist - ohne sich über exaltierte Soli in den Vordergrund spielen zu müssen.

Und dann gibt es noch die Workshops, wo jede Ensemblegruppe gerne ein Bari hätte:
jemand, der das Arrangement zusammenhält, eine verlässliche Stimme, einen, der die Tiefe und die Beständigkeit bringt.
Das sind die Momente, die einen für all das Leiden und die Unannehmlichkeiten entschädigen.

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