Montag, 23. Februar 2015

Marché aux puces

Es war also endlich soweit.
Vor zwei Wochen haben wir unseren fünfjährlichen Flohmarktstand endlich hinter uns gebracht.
Wie ich schon mehrfach zum Ausdruck gebracht habe, halte ich Flohmärkte in der heutigen Zeit für ziemlich sinnfrei.
Aber darum geht es mal gar nicht.

Wir haben allso zwei Autos mit Kisten bepackt und verkauft was geht - mit einigem Erfolg. Wir haben etwa 5 Umzugskartons weniger zurückgenommen, als wir vorher hatten. Wobei wir auch beim Einpacken nach dem Flohmarkt gleich kräftig aussortiert und einiges einfach entsorgt haben.

Wenn ich jetzt aber mal die finanzielle Seite betrachte, kommen interessante Dinge zutage.
Wir haben rund 250 EUR umgesetzt.
Die Halle fasst etwa 100 Stände. Ein Blick in die Runde zeigt ein gemischtes Angebot von privaten und (halb-)gewerblichen Anbietern im Verhältnis 50:50.

Nehmen wir mal an, dass jeder Stand rund 250 EUR eingenommen hat.
Klar, einige haben bestimmt mehr und andere weniger - aber es ist ja auch nur ein pi-Daumen-Wert.
Dann sind an diesem Tag in dieser einen Halle 25.000 EUR umgesetz worden.
In dieser Halle (von diesem Organisator) finden winters rund fünf Flomärkte statt (100.000 EUR), sommers die gleiche Anzahl draußen.
Parallel dazu gibt es im Sommer zeitgleich immer noch eine Konkurrenzveranstaltung eines anderen Anbieters.

Man kann sich leicht ausrechnen, wieviel Geld da - ausgehend von meinem angenommenen Betrag - Wochenende um Wochenende umgesetzt wird.


In der Umgebung gibt es natürlich mehr Flohmärkte - unglaublich, was für Geld mit unnützem Kram verdient wird.

Es ist ja nur die Spitze eines Eisberges:
Da liefen alte Leute, auf ihren Rollator gestützt und sammeln Geschirr, Blumentöpfe und Besteck ein.
Wofür?
Haben die nicht genug? Brauchen Sie das für ihre Erben?
Was machen die Erben dann später mit zwanzig braunen Löwenkopf-Übertöpfen?
Was wird gesammelt und gehortet?! Es gibt hier ja keine Kriege mehr, die alles zerstören und ein zusammensuchen von Hausstand nötig machen.

Wenn ich bedenke, was wir aus dem Hause meines Vaters geborgen haben und auch entsorgt haben, weil es keiner haben wollte, brauchen konnte oder weil wir bereits bestens ausgestattet waren.

Tja, und jetzt haben wir mitgemacht und haben Plunder den wir nicht mehr brauchen unter das Volk gebracht.
Ganz erfolgreich sogar. Denn was waren Sachen, die zu schade waren, um sie wegzuwerfen (50%), Dinge, die einfach nur spießig, schrecklich und hässlich waren, (30%) und zu guter Letzt noch 20% Müll (Werbegeschenke, Kleinkram, Dinge ohne Spiel- ode Gebrauchswert).

Dinge ohne Spielwert leiten mich zu einem weiteren Gedanken.
Kinderüberraschung
HappyMeal
Werbegeschenke (z.b. Spielzeugautos von Shell, die es vor einigen Jahren gab)

Jeder kennt diese Dinge.
Was übrig bleibt, nachdem etwaige Nahrungsmittelbeigaben verspeist worden sind, ist Plastikmüll und Verpackung.
Der Plastikmüll, der oftmals als "Spielzeug" benannt wird, hat einen Spielwert, der gegen null geht und landet nach kurzer Zeit im Müll, in der Kamskiste im Spielzimmer (und anschließend im Müll) oder auf dem Flohmarkt (und anschließen im Müll).
Wenn man sich nun vor Augen hält, wieviel Überraschungseier und HappyMeals (und deren Derivate) Tag für Tag verkauft werden, wird einem klar, wie sehr ein großer Teil der Wirtschaft darauf angewiesen ist, Müll zu produzieren, der von einem anderen, nicht kleineren Teil der der Wirtschaft wieder "entsorgt" wird.
Was bekanntlich heißt, dass die Sachen in China (wo sie herkommen) auf Halde gekippt werden, im Meer "verschwinden" oder thermisch verwertet werden - hoffentlich mit Filteranlage...

Irre ich mich, oder ist diese Art Wirtschaft völlig krank?

1 Kommentar:

  1. Du hast das Ganze völlig richtig erkannt: unsere Konsumgesellschaft hat wirklich einen an der Waffel!

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