Donnerstag, 19. Dezember 2024

Endes schwieriges Frauenbild

Nun gibt es ja diese Bewegung, die aus alten Büchern alles tilgen möchte, was aus heutiger Sicht politisch nicht mehr korrekt erscheint. 
So ist der Vater von Pippi Langstrumpf schon länger kein "Negerkönig" mehr, sondern ein "Südseekönig".
So wenig, wie er vormals über die "Neger" geherrscht hat, so wenig herrscht er nun über die Südsee. 
Der eine, wie der andere Begriff passt nicht. Allerdings haben die Eingeborenen ihn zum König gemacht - im Gegensatz zur Südsee. 
Ein Sternchen mit Fußnote wäre schön gewesen, auch Kinder verstehen eine Erklärung wie: Als das Buch geschrieben wurde, war "Neger" eine gebräuchliche Bezeichnung für dunkelhäutige Menschen und nicht unbedingt abwertend gemeint. Heute wird der Begriff vermieden.
Dann könnte eine Reihe alternativer Begriffe genannt werden. 


Schon schwieriger wird es bei Michael Endes "Jim Knopf", denn Lukas schlägt vor, das dunkelhäutige Baby "Jim" zu nennen, weil es ein "Negerkind" ist. 
Wow, das klingt nicht nur heute böse rassistisch, sondern war es damals auch schon. Vor allem, den Namen "Jim" mit der Begründung zu wählen, weil das Kind dunkelhäutig ist. 
Wie will man das "reparieren"? Soll es nun so heißen: "Wir nennen ihn Jim, weil er dunkelhäutig ist"?
Wäre das weniger rassistisch? Ebenso schwierig wäre: "Wir nennen ihn Jim, weil er ausssieht, wie ein Jim"? Der Punkt ist zu verstehen? Nur der Austausch von einzelnen Wörtern macht einen Text nicht weniger rassistisch. 
Aber ist es auch rassistisch gemeint? Sehen wir uns das liebevolle, väterliche und freundschaftliche Verhältnis von Jim und Lukas an. Da spielt die Hautfarbe eigentlich nur in sofern eine Rolle, dass sich Jim bei Lukas wohlfühlt, weil auch Lukas` Haut dunkel ist und da sehen wir schon, wie sehr Ende sich in Jim hineinversetzt hat und nachfühlen kann, wie es einem Farbigen inmitten einer weißen Gesellschaft geht. 
In meinen Augen geht dieser Punkt an Herrn Ende. 

Deutlich schwieriger wird es, wenn wir einen Punkt betrachten, über den selten bis nie etwas zu lesen oder zu hören ist. Die Frauen in Endes Buch. 
 
Es treten in zwei Bänden vier Frauen auf - drei werden im ersten Band vorgestellt und im zweiten Band kommt die Vierte dazu.
Alle anderen Protagonisten sind Männer, siebzehn - sollte ich mich nicht grundlegend verzählt haben. Von der Wilden Dreizehn noch gar nicht zu sprechen, denn mit denen kommen (Spoiler-Alarm!) zwölf weitere dazu. Damit stehen 29 männliche Sprechrollen (große Auftritte habe nicht alle) 4 Frauen gegenüber. 

Die Männer sind großherzig, mutig, karrierbewusst, ausgesprochen einfältig und gehorsam, antiautoritär eingestellt, dienstbeflissen oder intelligent. Nicht alles zugleich, sondern schön auf die guten und auf die bösen Menschen aufgeteilt.

Was bleibt da für die Frauen übrig?

Frau Waas ist liebevoll, ein wenige anarchistisch und auch mutig - sie behält das Negerbaby obwohl sie große Angst hat, dass ihr "Betrug" auffliegt. Aber Ende verleiht ihr auch Eigenschaften, die sie in keinem guten Licht dastehen lassen. Sie ist betulich, wie eine alte Tante. Erscheint ungebildet und weiß nicht, "was für Leute Drachen sind", zwar ist sie gut um Haushalt (nähen, kochen, backen), aber damit wird eher das "Hausfrauenimage" zementiert. Zudem ist sie immer wieder ängstlich und stets besorgt.
Dabei aber auch wieder passiv - sie lässt es einfach geschehen, dass Jim heimlich abhaut. 
Unter uns: Bea hätte die Welt aus den Angeln gehoben, hätte eines ihrer Kinder so etwas gemacht. 
Die Kinder dürfen gerne in die Welt ziehen - aber nicht ohne, dass man weiß, wo sie abbleiben. 

Prinzessin Li-Si erscheint ebensowenig in einem guten Licht. Sie ist zwar sehr intelligent, aber auch listig, aufmüpfig, frech, naseweis, ängstlich und besserwisserisch. 
Sie ist nicht einmal emanzipiert und forsch, weil sie die gleichen Rechte einfordert wie Jim sie sich rausnimmt (auf Abenteuerfahrt gehen), sie möchte es bloß, weil sie trozig ist und das ungerecht empfindet - da hat sie nicht einmal Unrecht und Jim ist da auch nicht sonderlich diplomatisch. 
Aber sie zeigt eher ein unreflektiertes Verhalten, als den Willen zur Veränderung des Status quo an sich. Jim und sie begegnen sich im Konflikt auf Augenhöhe. Vor allem lässt Jim hier ziemlich deutlich den Macker oder Macho raushängen.

Fau Malzahn ist die böse Antagonistin in Person. Boshaft, rachsüchtig, uneinsichtig, rassistisch (aber darüber spricht ja wieder niemand). Als "Goldener Drache der Weisheit" ist sie zwar allwissend, aber schweigsam und spricht nur mit Jim und Lukas. 
Ja, nun ist sie auch dankbar, aber sympathisch macht es sie nicht.
 
Prinzessin Sursulapitschi, die Meerjungfrau, hat eine etwas beschränkte Sichtweise, wenige Verständnis für die Bedürfnisse anderer, ist dafür aber hilfreich und niedlich. 

Für ein positives oder gar progressives Frauenbild spricht das nicht.
Jim und Lukas werden als antiautoritär, mutig und entschlossen gezeigt. 
Männer der Tat, die allen Widrigkeiten der Welt trotzen, einem ungewissen Schicksal, vielleicht auch dem Tode mit einem grimmig lachenden Gesicht entgegengehen. 

Tja, und die Frauen: FrauWaas versorgt den Haushalt, am Anfang vom zweiten Buch wird erzählt, dass Li-si bei ihr lernt/lernen soll, einen Haushalt zu führen. In den großen Ferien, wohlgemerkt.
Malzahn ist eine Lehererin - hui! Das macht Lust auf Schule und die kleine Sursulapitschi tanzen vergnügt und etwas weltfremd durch ihr Leben. 

DAS ist alles nicht mehr zeitgemäß. Aber alles am "N"-Wort aufzuhängen, greift zu kurz.

Montag, 2. Dezember 2024

Plätzchen Idylle

Was war es früher ein für ein Ereignis, mit den Kindern zu backen. 
Es wurden Rezepter rausgesucht - also die Blagen haben gesagt, was sie backen wollen und die Rezepte mussten von den Erwachsenen rausgesucht werden, dann wurde geplant und endlich kam das Wochenende. Bei Musik und Tee, Kerzenschein und Keksduft wurde gerührt, ausgerollt und ausgestochen. Verziert, geformt und gebacken. 

Jetzt hat es sich natürlich geändert, die Kinder sind groß, man steht alleine davor. 
Keine Musik, kein fröhliches Geplapper, die Kekse werden im nach industriellen Maßstäben geformt und gebacken, die Reihenfolge sinnvoll abgestimmt und der Platz auf den Blechen wird bestmöglich ausgenutzt. 

Ob ich noch einmal einen anderen Zugang zum Plätzchen backen bekomme?

Freitag, 29. November 2024

So schnell!

Es ist noch nicht einmal der erste Advent, aber die ersten zwei Dosen mit selbstgebackenen Weihnachtskeksen sind schon leer. 
 
Wo soll das bloß noch enden?

Donnerstag, 28. November 2024

Ein Wiedersehen - aber nicht unbedingt lustig.

Es wird immer viel darüber geschwallert, ob "Serien gut gealtert" seien.
Bei Friends wird bemängelt, dass zu viele Weiße mitspielen, bei Two And a Half Man ist jetzt irgendwann aufgefallen, dass sich mindestens eine Person toxisch verhält, Sex And The City ist bieder, blablabla. 
Erstens sollten Serien immer aus der Zeit heraus verstanden werden, zweitens sind sie nicht gedreht worden, um politisch korrekt oder "woke" zu sein.
Drittens hat man vor zwanzig oder dreißig Jahren über andere Sachen gelacht und auch einiges anders gesehen, als heute. 

Aber beim Wiederansehen von der BigBangTheorie ist uns noch etwas ganz anderes aufgefallen: Einige Folgen sind wirklich anstrengend. 
Ja, es sind Nerds. Ja, sie sind überzeichnet. Ja, bei einigen Dingen denken sie komplizierter, als Normalos. Ja, einige Handlungsstränge wirken übel konstruiert. 
Eine ganze Reihe von Episoden sind witzig, weil es diese Spannung zwischen "normal" und "nerdig" gibt. Auch, weil sich die Superschlauen so oft selber im Wege stehen und so wenig Verstädnis für andere(s) haben. 
Trotzdem sind einige Folgen (speziell in der ersten Staffel) so hölzern und kompliziert, dass es schon weh tut. Da spreche ich auch nicht von Fremdscham, sondern einfach davon, dass völlig (!) am Leben vorbei gehandelt wird. Aber ohne dabei selbstironisch oder witzig zu sein. 
Es liegt sicher auch daran, dass die Folgen von verschiedenen Autorenteams geschrieben werden und oft vermisst man einen roten Faden oder eine Kohärenz. Gute Ansätze verbleiben Ansätze und zentrale Elemente verschwinden in der Versenkung, bzw. tauchen nur sporadisch auf, wenn es gerade mal passt. 
Wieviel Potential wird da verschenkt und es entstehen viel zu viele Löcher im BigBang-Kosmos. 

Wirklich schade, aber im Nachhinein lässt es sich nicht mehr ändern und Gemecker darüber ist genauso sinnfrei wie darüber, ob die Serien heute noch "genauso" gedreht werden könnten oder ob die Zeit alle Ecken und Kanten abgeschliffen hätte.

Mittwoch, 27. November 2024

Es passiert schon wieder.

Die SPD steckt in einem Dilemma. 
Kanzler Scholz ist nicht gerade durch Führungsstärke aufgefallen. Das Erscheinungsbild der Ampel war nicht sehr geschlossen. Auch wenn Beschlüsse am nächsten Tag durch einen Wichtigtuer schon wieder angezweifelt werden, ohne, dass der Kanzler demjenigen deutlich die Meinung geigt (denn der genannte Fall kam ja regelmäßig vor), drängt sich der Verdacht auf, dass die interne Disziplin und auch die Führung sehr zu wünschen übrig ließ. 
Nun stellt sich der Kanzler der Schwäche wieder zur Wahl. 
Damit steigen die Chancen der SPD, weiter in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. 

Der alternative Kandidat, den viele gerne gehabt hätten, hat abgesagt. Aus gutem Grund, denn wie schnell ist ein guter Name verbrannt, wenn der Wahlkampf nicht so läuft, wie erwünscht - siehe Armin Laschet (oder hieß der Achim?? Ist auch egal). Ein Scheitern der SPD ist kaum noch zu verhindern. 

Die FDP macht sich selber überflüssig und wird hoffentlich bei unter 4% landen. 

Leider tut sich die CDU damit hervor, viel Getöse zu machen, anstatt die Gunst der Stunde zu nutzen und mit Ruhe und Verstand sinnvoll zu gestalten. Wären sie klug und täten es, würde klar, wer den Anspruch auf die nächste Regierung  stellen darf. 
Nein, es werden weiter die Platitüden verbreitet, mit denen sich Pegida bereits vor 10 Jahren selbst diskreditiert und den Weg zur AFD geebnet hat. 
Den einzigen Nutzen, den die CDU im Moment bringt ist es, der AFD neue Wähler in die Arme zu treiben. 

Bei den Grünen ist man sich noch nicht klar darüber, wie man den Titel "Verbotspartei" wieder loswerden soll und das Bündnis Sarah Wagenknecht wird sich wahrscheinlich selbst zerledern, bevor es nennenswerte Wählermengen von der AFD abziehen konnte. 

Alles in allem sind das düstere Aussichten für Deutschland und auch für Europa.

Dienstag, 12. November 2024

Was wird hier eigentlich passiert?!

Gute Frage: Was passiert eigentlich gerade so um uns herum?
Die FDP begeht politischen Selbstmord, die SPD stolpert hinterher. 
Die CDU gibt Töne von sich, die sie anscheinend von den 10 Jahre alten PEGIDA-Parolen abgeschrieben haben, die AFD lehnt sich zurück, reibt sich die Hände und freut sich, dass ihre böse Saat aufgeht und Sarah Wagenknecht arbeitet daran, ihr neues Bündnis auf Linie zu bringen - mit dem Ergebnis, dass sie auch die Partei implodieren lässt - wie zuvor schon die Linke. 
Es bleiben die Grünen, die aber auch nicht mehr viel vom frechen Witz der 80er haben erhalten können. 
Sieht also düster aus. 
Nun stellt sich auch noch heraus, dass Taylor Swift auf ihrer Eras-Tour von Autopitch unterstützt zu Musik vom Band trällert und einige Gesangspassagen sogar gänzlich vom Band kommen. 
Da wird es doch gleich noch etwas düsterer. 
 
An solchen Tagen möchte ich mich eigentlich nur etwas in die Sonne stellen und ihre Wärme auf meiner alten Haut spüren. 

Montag, 21. Oktober 2024

"Warum hassen Sie mich"

Kennt noch jemand die Folge aus der Serie "Friends", in der Chandler (durch eine Verkettung unglücklicher Umstände) alleine im Theater in einer One-Woman-Show sitzt, in der eine Schauspielerin eine Darbietung einer frustrierten Frau auf die Bühne bringt?
Chandler fühlte sich wirklich deplatziert - nicht nur, weil es wirklich nur um Frauenthemen ging, sondern auch, weil er alleine in der ersten Reihe saß - komplett im Focus der Darstellerin und da niemand neben ihm saß fühlte er sich auch immer direkt angesprochen.

Ein bisschen so fühlten wir uns auch, als wir zur offenen Vorlesebühne gegangen sind. 
Victor hatte sich in den Kopf gesetzt, dort etwas vorzutragen, was er selber geschrieben hat.
So saßen wir also im leidlich gefüllten, aber hübsch dekorierten Publikumsraum und harrten der Dinge, die da kommen sollten.
Ein Mittfünzigerin, alternativ gekleidet, betrat die Bühne, sezte sich, sprach eine kurze Begrüßung mit einer Ankündigung, wer alles lesen wolle und dass Hubert mit der Gitarre für etwas musikalische Umrahmung sorgen würde. 
 
Das Spiel begann, es wurde gelesen: Kurzgeschichten, Gedichte, Hörspiele, selbstgeschriebenes, gefundenes und auch etwas frei vorgetragenes. 
Victor war an zweiter Stelle und so hegten wir die Hoffnung, nach der Pause gehen zu können.  
Nicht, dass es langweilig oder enttäuschend gewesen wäre, aber an einem Sonntagnachmittag könnte man bei gutem Wetter auch etwas im Garten tun. 
Doch Victor wollte bleiben und alle anderen auch. Der Raum war nach der Pause so voll, wie vor der Pause. Es gab keine Peinlichkeiten, nichts, wo man schreiend rausrennen wollte, es war alles in Ordnung. Fast schon enttäuschend, dass es keinen Lapsus gab, nichts, über das man hätte etwas meckern können. Professionell, freundlich, die Qualität durchaus vernünftig. Die Atmosphäre durch und durch positiv. Niemand hat gebuht, es wurde immer geklatscht und schließlich gab es später sogar noch direkten Zuspruch für Victor, dem einige gesagt haben, wie sehr sie sich in seinen Gedichten wiedergefunden hätten.

Wir haben uns bei dem Gedanken erwischt, auch zur nächsten freien Vorlesebühne zu gehen - ganz freiwillig.

Dienstag, 15. Oktober 2024

Ein neuer Frühling

Groß war die Hoffnung - und so schnell gab es eine Bauchlandung. 

Zum Musikzug war ein "Neuzugang" gekommen, der großen Schwärmerei wegen hatte ein Mädchen - der Einfachheit halber bleiben wir mal bei "Anna" - schon einige Übungsabende bei uns verbracht. 
Dann hat sie jemand bequatscht, ein Instrument zu lernen. 
Die Wahl fiel aufs Saxophon, somit war ich schon wieder mit im Boot und habe an einem folgenden Abend versucht, der neuen Anna das Instrument nahezubringen. 

Um es kurz zu machen - wir haben am selben Abend entschieden, die Sache auf sich beruhen zu lassen. 
Bei ihr sah es so aus, als wüsste sie gar nicht, was sie mit dem Instrument anfangen sollte. Es wirkte wirklich nicht so, als wäre überhaupt Bereitschaft da, ernsthaft anfangen zu wollen. Ja, sie hat ein paar Töne rausbekommen; dünn und luftig, so wie man es von Anfängern halt kennt. 
Aber das Prinzip, wie sie die Töne produziert hat sie anscheinend nicht verstanden. Es war mehr Zufall, wenn ein Ton kam und sie ließ sich auch nicht erkennen, dass sie irgendwie etwas lernte. 
Also bei jedem Mal etwas mehr Gefühl dafür bekam, was sie besser, "richtiger" oder auch anders hätte machen können. 
Sie hat dann auch recht schnell gesagt, dass das wohl nichts für sie wäre und üben würde sie auch nicht (wollen). So war die erste Übungsstunde auch gleich die letzte. 
Da sie keinerlei Ambitionen hegte, auch noch ein anderes Instrument zu probieren, bleibt nur, diese Anna unter "immerhin hat sie es mal versucht" abzuhaken. 

Ehrlicherweise gebe ich zu, dass ich es gut finde, dass sie deutlich abgesagt hat. Das erspart mir und auch ihr eine Woche Hoffen, Bangen und Frust und vor allem mir auch einen weiteren Abend, an dem ich früher und wirklich pünktlich los muss. 

Ein bisschen schade ist es dann doch, weil wir gut noch ein weiteres spielendes Mitglied hätten haben können. Egal ob am Saxophon, an der Trompete oder sonstwo. 
Aber vielleicht findet sich mal wieder jemand, der dann auch Lust hat, ein Instrument zu lernen und nicht nur kommt, weil er überredet wurde.

Samstag, 28. September 2024

Labsal für Seele und Geist

Wer mal etwas wirklich schönes lesen möchte. Keine dicke Schwarte, wie "Harry Potter" oder "Der Schwarm" und wenn es nicht so tiefgehend die "Der Zauberberg" sein soll. 
Dann habe ich eine Empfehlung abseits von Bestsellerlisten und den 0815-Thrillern vom Ramschtisch.

Es war 1919, als Hermann Hesse ins Tessin übersiedelte. Im Gegensatz zu heute, wo jeder Hans und Franz jeden Joghurt auf Insta dokumentiert und jede Reise im WhatsApp-Status plakatiert, is Hesse in aller Stille, als Wanderer auf Schusters Rappen (das ist die poetische Umschreibung für "zu Fuß") über die Alpen gewandert und hat seine Gedanken in kurzen Kapitelchen und einer kleinen Aquarell-Zeichnung festgehalten. Es ist also kein großer Roman, keine wortreiche Beschreibung seines Weges, sondern nicht mehr, als ein paar Gedanken, die ihn begleitet und beschäftigt haben. 
Dabei ist kein Wort zuviel, die Sätze sind kurz, die Gedankenführung klar und ohne Schnörkel. 
Die Tiefe liegt unter der Oberfläche. Wer nicht dran kratzt wird sie nicht stören. 

Das macht die Größe dieses unscheinbaren Buches aus. Es will nicht mehr sein, als es ist und doch kann man eine Metaebene erahnen, den Geist, der auch "Siddhartha" durchdringt, ist spürbar und doch drängt sich nichts in diesem Buche auf. 

Hier komme ich noch einmal auf die Sprache zurück: Erfrischend einfach und klar. Der Text fließt wie von selbst. Es ist kein Wort zuviel, kein Schachtelsatz fordert ein erneuetes Lesen oder eine Wiederholung. Diese kurzen Gedanken sind ein Paradebeispiel für einen gutlesbaren Text und sollten sowohl Schülern als auch Jornalisten als Blaupause für ihre eigenen Absonderungen gelten.

Donnerstag, 26. September 2024

Die Fassade bröckelt

Machen wir uns nichts vor.
Das Vertrauen in alle Institutionen der Welt schwindet. 
 
Vor allem im Bereich der Ernährung geht man mit zunehmendem Misstrauen einkaufen, denn - so man gewissen Beiträgen auf social media glaubt, gehört 10 großen Unternehmen alles an kleinen Unternehmen. Eine Auswahl einer Alternative ist sogesehen gar nicht mehr möglich und wir haben die Wahl zwischen Pest und Cholera. Denn da kommt sie wieder die Welle aus social media - die Zusätze in Lebensmitteln haben massiv zugenommen. Übrigens bereichten das auch Ärzte in Printmedien, wie Zeitungen und den altmodische gedruckten Büchern. 
 
Alle diese Zusatzstoffe sind potentiell ungesund können Krankheiten verursachen. Der Rat geht im Allgemeinen immer dahin, keine stark verarbeiteten Lebensmittel zu kaufen/essen. 
Alles, was Bestandteile enthält, die man selber nicht in der heimischen Küche verwenden würde, können als "stark verarbeitet" gelten. Wer also gerne Xanthan, und Derivate von Mono- und Diglycerinen in sein Essen mischt, wird keine Probleme mit den Zutatenlisten von gängigen Fertiggerichten haben.  

Lege ich bei uns mal die Messlatte an und vergleiche es mit - Essen, was es angeblich in Amerika geben soll, so schneiden wir in Deutschland gar nicht schlecht ab. 
Lege ich die Messlatte etwas höher und gucke ich auf unseren eigenen Tisch, dann sieht es noch besser aus. Vieles, was frisch ist, gekocht wird oft komplett "von null". 
Einzig Gemüsebrühe wird verwendet, die aber auch bald mal durch ein Eigenprodukt ersetzt werden soll. 
 
Tatsächlich wird auch in verschiedenen anderen Medien, wie den Tageszeitungen, Lebensmittelmagazinen und Kochbüchern immer etwas deutlicher angesprochen, wie kritisch die ganzen Antioxidationsmittel, Phosphate, Konervierungstoffe oder Säureregulatoren zu sehen sind.

Blättern wir mal eine Seite um: Im Kampf gegen Demenz heißt es immer, man solle die grauen Zellen fithalten, Sprachen lernen, musizieren, tanzen und sich auch sonst geistig fit halten. 
Dazu kommt, körperliche Betätigung und sich gesund zu ernähren. Der Verzicht auf fettes Essen und viel gezuckerten Kram ist ein weiterer Baustein. Da fügt sich dann auch nahtlos alles ein, was weitere oben aufgeführt wurde. 
Es klingt auch gar zu gut: Gesundes Essen, mäßige Bewegung, kein Nikotin und Alkohol, kaum Zucker ergeben ein langes und gesundes Leben. 

Aber was ist die Realität?
Ein paar betagte Schachspieler aus meinem Bekanntenkreis sind dement. 
Freunde, die seit jahrzehnten "sauber" kochen und weder rauchen, noch nennenswerte Mengen Alkohol trinken (ganz zu schweigen von Naschkram) - haben mehrere Schlaganfälle in Reihe, einige sterben früh und/oder haben Krebs. 

So gerne möchte ich die gute Mär glauben, dass bei gesunder Ernährung und geistiger Bewegung die Lebensspanne auf 90 oder 100 Jahre gedehnt werden kann - ohne große gesundheitliche Einschränkungen. Allein die Zeichen sprechen Bände. 
Wie kann ich da noch glauben, was mir überall versprochen wird?

Dienstag, 17. September 2024

Die Stirne bieten - wer kann, der kann.

 Freistunde in der Schule und das Gemüt von einigen schlägt über die Stränge. 
Man solle doch über eine nicht so sehr beliebten Klassenkameradin eine "lustige" Präsentation über den Beamer zu jagen - zur allgemeinen Belustigung. 
 
Warum steht nur Victor auf und benennt es als das, was es ist: Mobbing.
Einer stachelt auf, andere machen mit, die Mehrheit schweigt. 
Nur einer lehnt sich auf. 
 
Was ist bei der Erziehung von 24 Jugendlichen schiefgelaufen?

Mittwoch, 14. August 2024

Zurück immer - vorwärts nimmer!

Ein bisschen tut es mir leid, aber Frau Stöhr nimmt tatsächlich etwas überhand. 
Aber es ist auch leicht, schnell etwas wenig tiefgehendes hinzuschreiben, als tiefergehende Gedanken auszuwalzen. 
Außerdem bezahlt mich hier auch keiner für Tiefsinnigkeit. 

Also zurück zu Frau Stöhr, ihre Fähigkeit, Sprichwörter, Ausrufe oder Bemerkungen zu verdrehen, falsch zu verwenden oder auch verkehrt wiederzugeben, ist immer wieder wieder Anlass für inneres Kopfschütteln. 
 
Die Redewendung "back to the roots" beschreibt die Rückbesinnung auf die eigene Herkunft (eigene Wurzeln), bewährte Kulturleistungen, auf einfaches Leben oder auch zu einer Tätigkeit ohne Schnickschnack. 
 
"Back to the roots" kann in der Musik bedeuten, dass sich Musiker mit der Musik ihrer Ahnen, Vorfahren oder ggfls. auch der großen Vorbilder beschäftigen. 
"Back to the roots" kann in der Küche heißen, mit einfachen Zutaten und Hilfsmitteln leckeres essen zuzubereiten (für die jüngeren Leser: Es ist möglich, schmackhaftes Essen ohne Thermomix, Rezepten aus dem Internet und Fertigmischungen herzustellen).
"Back to the roots" kann im eigenen Leben bedeuten, sich auf seine Familie, seinen Heimatort oder einfach auf das Arbeiten im Garten (sofern es Teil der Kindheit war) zurückzubesinnen. 

Bei Frau Stöhr wird daraus: Sie arbeitet an Vorgang 1 und wird gestört, muss daher Vorgang 2 und 3 vorziehen um nach Erledigung von 2 und 3 die Rückkehr zu Vorgang 1 mit "back to the roots" zu kommentieren. 
Es trifft den Kern nicht ganz, aber auf eine Diskussion lasse ich mich auch nicht ein.

Mittwoch, 17. Juli 2024

Ein Blick nach oben.

Der Sommer ist nicht der schönste. Es gibt viel Regen und die Sonne macht sich rar. Wobei wir solche Sommer schon des öfteren gehabt haben. ich kann mich an die 80er erinnern, wo auch nicht jeder Sommer Sonne und Wärme gebracht hat.
 
Nun hat sie wieder (verbal) zugeschlagen. 
Frau Stöhr hat geoffenbart, dass es keinen blauen Himmel mehr gäbe, weil die Regierung Flugzeuge fliegen lässt, die Chemtrails verteilen. 
 
Früher hätte sie da auch nicht dran geglaubt, aber in der Zwischenzeit hätte sie schon einige überzeugende Argumente dazu gehört. 
 
Ein Diskussion schätze ich als nicht sinnvoll ein, da eigentlich nur die Aussicht auf Erfolglosigkeit besteht. Leider muss man hier auch feststellen, dass bei ihr ein wirklicher Mangel an Allgemeinbildung besteht. Sie mag herzensgut sein, aber das Bildungssystem hat hier (zumindest in Teilen) versagt.

Montag, 15. Juli 2024

Ein Schuss - ein Treffer

Es gab ein Attentat auf Herrn Trump - er wurde nur oberflächlich getroffen. 
Worüber kein mehr spricht, ist aber, dass ein anderer Mensch gestorben ist. 
Wieder steht nur Herr T. im Rampenlicht und er achtet darauf, dass er dort besonders gut aussieht. 
 
Tatsächlich höre ich im Umfeld vor allem zynische und enttäuschte Kommentare. 
Es gibt nicht wenige, die es lieber gesehen hätten, die Kugel hätte ihn getroffen. 
Ob dieser Wunsch moralisch fragwürdigt ist, möge bitte jeder für sich selbst beantworten. 
 
Was ich befürchte ist allerdings, dass dieser Schuss an Herrn T. vorbei die Präsidentenwahl vorab entschieden hat. 
Mit dieser Aktion wird Herr T. auf einmal deutlich beliebter werden, so schlimm sich das auch anhört.

Montag, 22. April 2024

Keine Party für Niemand

Natürlich weiß ich, dass es in der Überschrift "Keine Party für niemanden" heißen muss - abgesehen davon, dass wir es hier mit einer doppelten Verneinung zu tun haben, also heißt es eigentlich: Party für alle!
Aber es war als Anlehnung an einen bekannten Text der "Scherben" gedacht. 
Hier ist der Moment, wo ein Raunen durch die Menge gehen darf, weil die Andeutung endlich verstanden wurde. 
 
Worum es geht, sind aber weder Liedtexte, noch Musikgruppen. 
Es geht um das Verhalten von Menschen, das nicht der Erwartung entspricht, die man an sie hat. 
 
So hat Victor vor kurzem eine Party bei uns gefeiert. Die Runde war recht klein, weil einige wegen mentaler Probleme abgesagt haben. 
Jetzt erwartet man, dass eine Punker-Fete laut und schrill wäre. Dass gegröhlt wird und gesoffen, die Musik bis zum Anschlag aufgedreht und sich die Nachbarn beschweren. 
 
Nichts davon. 
Gut, es gab einen Alkoholabsturz nebst Erbrechen - das war's. 
Ansonsten gab es gute Musik (naja, überwiegend), Lautstärke völlig in Ordnung. Es wurde Gemüse in Dipps getaucht und "gesnackt" (das heißt, als "Snack gegessen"). Neben Bier gab es selbstgemachte Liköre und sonst kaum etwas hartes. 
Sogar Salzstangen - Inbegriff der Spießigkeit - waren beliebt.  
Dazu dann Deep Talk vom feinsten und wir als Eltern wurden willkommengeheißen, sollten einen mittrinken und wurden in ernsthafte Gespräche verwickelt. 
Die Party war gegen 1.00 Uhr vorbei (hat ja auch schon um 19.00 Uhr angefangen). 
Dabei sprechen wir hier nicht von einem Kindergeburtstag, sondern 18+ mit lauter wildaussehnden Personen.
 
Vergangenes Wochenende war Victor zu "Freunden" gefahren. 
Mit unserem Auto, über die Staatsgrenze, in eine fremde Stadt und diese Freunde hat er auf einer Schulexkursion im vergangenen Jahr nur einmal kurz gesehen. 
Natürlich auch Punks. Die gibt es ja anscheinend in jeder größeren Stadt. 
 
Kurz und gut: Er ist gut angekommen und hat eine schöne Zeit in der Punk-WG verbracht. Zwischendurch hat er uns geschrieben: 
"Sind am Strand spazieren."
"Kochen leckeres Essen."
"Haben Spiele gespielt."
"Gehen bald zu Bett." (Das war gegen 23.00 Uhr)
"Habe gut geschlafen, wir frühstücken auf dem Balkon."
"Fahren zu einer Aussichtsplattform, die Sonne genießen."

Bitte, was sind das für Punks? Ich hatte erwartet, dass die zu einer wilden Feier gehen, die Nacht zum Tage machen und er völlig übermüdet und kaputt wieder zuhause ankommt. Aber nichts - er kommt nach Hause und geht ersteinmal eine Runde joggen, weil er noch Energie und Bewegungsdrang hat. 

Finde nur ich dieses Verhalten merkwürdig?

Dienstag, 19. März 2024

Bakerman is Baking Bread

 Na, Ihr Süßen, wer erinnert sich noch an dieses gehaltvolle Lied, voller Niveau und überraschenden musikalischen Wendungen?

Keiner? Ist auch besser so. Es war nervtötend und gehört in die Schublade "90er-Songs, die keiner braucht". 
Was aber Beachtung verdient, die Tatsache, dass auch der Yeti angefangen hat, sein Brot selber zu backen. Angefangen vom selber angesetzen Sauerteig, über mehr oder weniger gelungenen Backversuchen, bis hin zum gar nicht mal so schlechten Brot. 
Nebenbei bemerkt, auch unsere Brötchen backe ich jetzt selbst. Es sind kleine, aber immerhin. 

Eine Sache aber verstehe ich nicht recht. 
Überall wird so ein Bohei drum gemacht über die meditative Kusnt des Brotbackens und es wird so getan, als ob ein archaische Kraft geweckt und man auf mystische Art "geerdet" werde.
Backen als spirituelle Erfahrung und Weg zu sich selbst. Kreativer Ausdruck und sensibler Umgang mit Nahrungsmitteln. 
Das ganz(heitlich)e Blabla, was einen auf Instagram, Kochblogs, Pinterest, Foren und anderen geneigten Plattformen entgegenschwallert. 

Was ist es denn: 
Mehl und Wasser werden zu einer Pampe verrührt, es kommt ein Backtriebmittel dazu, egal, ob es Hefe oder Sauerteig oder beides ist. Der Kram steht, geht und ruht.
Dann wird der Teig gedehnt, gefaltet und geformt und landet schließlich im Ofen. 
Zum Schluss sollte ein Brot dabei herauskommen, dass außen eine schöne Kruste oder Rinde hat und innen so fest ist, dass es sich schneiden, beschmieren, belegen und kauen lässt, aber doch "fluffig" genug, um es gerne essen zu wollen. 

Vielleicht bin ich zu mechanistisch aufgewachsen, vielleicht auch zu nüchtern und zielorientiert. 
Doch kochen und backen sind einfache Tätigkeiten, die für die einen lästige Pflicht sind, andere dagegen empfinden dabei Spaß und Erfüllung, weil etwas geschafft und geschaffen wurde, was zuvor nur unzusammenhängende Komponenten waren. 

Damit ist doch schon alles gesagt. Was daran nun Wellbeing, ganzheitlich, mystisch oder sonstwas sein soll, erschließt sich mir nicht. 
Backen und fertig. Wer meint etwas anderes dazu?