Als ob ein Schweigen auch leise dröhnen könnte.
Nur um das einmal gesagt zu haben.
Victor hat eine Freundin.
Große Liebe beiderseits.
Aber Chloé hat leider einen Knacks. Da kann sie auch nichts für. Das äußert sich darin, jemanden um sich zu brauchen, der Sicherheit gibt.
Am liebsten 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche.
Das kann Victor nicht leisten. Das kann niemand leisten.
Sie weiß es, sie ist in Therapie, aber es im Alltag umzusetzen - da hapert es.
In den ersten Wochen hat er aber sein Bestes getan. Wir haben ihn kaum gesehen und selbst wenn sie hier waren, war nur zu den Mahlzeiten eine Begegnung möglich.
Allerdings eine der vierten oder fünften Art.
Denn körperlich waren sie da, vom Kopf her ganz woanders.
Es erinnerte schon etwas an John und Yoko - alleine waren sie nicht mehr zu bekommen.
Nun hat es innerhalb weniger Wochen mehrmals geknallt. Victor möchte mehr, als seine Freizeit alleine mit Chloé zu verbringen. Er möchte andere Freunde treffen, möchte alleine sein, möchte zu Konzerten oder auch einfach mal einige Stunden für die Schule arbeiten, ohne nebenbei noch telefonisch erreichbar zu sein.
Das kann Chloé aber nicht verstehen. Das will sie nicht verstehen.
Dramen über Dramen und das seit Wochen.
Mehrmals war Victor schon davor einen Schlussstrich zu ziehen - auch weil die Kommunikation über Probleme und Lösungen schwierig ist.
Nun gab es eine Woche "Abstand" - gesehen haben sie sich trotzdem mal, aber halt nur kurz, auf der Straße, mal im Bus. Victor ging es damit gut. Er hat Freunde besucht, war unterwegs, hat für die Schule gearbeitet. Chloé dagegen hatte es nicht so gut.
Anscheinend hat Victor sich aber einige Freiheiten "erkämpft", denn er verbringt wieder ziemlich viel Zeit selbstbestimmt. Auffallend ist, dass er kaum davon spricht, wann und wo er sie sieht, wiederzusehen gedenkt oder was für das Wochenende geplant ist. Insgesamt wirkt er auch deutlich entspannter.
Das Schweigen über Chloé ist derart laut, dass man sich gar nicht zu fragen traut.