Freitag, 24. April 2020

Vom Schalten und Walten...

Gaaanz modern.
die Politik tagt nicht mehr in Hinterzimmern, sondern per "Videoschalte".
Ein Begriff, der es schon bis in Zeitung und Rundfunk geschafft hat.
Was ist eigentlich eine "Schalte"?
Es ist eine "Schaltung".

Aber es klingt so schön jugendlich und modern.
Dabei hat die "Schalte" keinen Vorteil gegenüber der "Schaltung".

Vielleicht meinen die Sprecher, es sei eine tolle Abkürzung.
Hmm - prüfen wir das mal:
Schal-te
Schal-tung
Jedesmal zwei Silben und "-ung" klingt nicht kürzer als "-e".

Für Schreiber mag es ein immenser Vorteil sein, zwei Buchstaben zu sparen.
Vor allem, wenn das Wort "Schalte" achtmal in drei Zeilen erwähnt wird.
Es ist ja gerade so sehr "in".
Aber tatsächlich spart das höchstens, wenn man per SMS schreibt, die verkürzte
und mit speziellen Begriffen gespickte SMS-Kurzsprache hatte ja eine kurze
Blüte, bis Whatsapp und SMS-Flatrates ihr den Garaus gemacht haben.

In der Tagespresse darf gerne geschliffen formuliert werden. Es darf,
ja, muss sogar, ein griffiges Deutsch geschrieben werden.

Tatsächlich erleben wir einen dpa-geprägten Einheitsbrei in dem
brav nachgeplappert wird, was Journalisten ohne Sprachgefühl "vorschreiben".
Es gibt keinen Genitiv mehr, das Fugen-S wird radikal ausgemerzt und
abgedroschene Phrasen werden bis zum Erbrechen wiederholt.

Da ist die "Schalte" nur ein weiterer Beweis für eine Verflachung unserer
ehemals tiefen und facettenreichen Sprache.

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