Donnerstag, 14. August 2025

Autos, Autos

Ich weiß ja nicht, aber geht es nur mir so?
Stehe ich an der Straße und warte darauf, mich in den Verkehr einzufädeln, kann ich oft schon daran, wie jemand an mir vorbeifährt sehen, was mich erwartet, wenn ich hinter demjenigen herfahre. 
Auch das Verhalten vor und in Kurven ist aufschlussreich. 
Natürlich fallen mir immer die auf, die langsam fahren, nicht wissen wie man überholt oder am Mittelstreifen kleben. 
Aber tatsächlich sehe ich das schon wenn die einfach an mir vorbeigefahren sind. 
 
Dabei zeichne ich mich ganz sicher nicht durch eine besondere Sensibilität aus. Im Gegenteil.  

Mittwoch, 6. August 2025

Spontan auf und davon III

Stadtluft macht frei, so heißt ein altes Sprichwort. 
Bei Victor hat man auch genau diesen Eindruck. Er hat diese Woche zwei freie Tage aber wird nicht "nach Hause" kommen. 
Nein, er möchte sich etwas akklimatisieren und weiter einrichten und überhaupt fühlt er sich sehr wohl. 
Das ist natürlich ein bisschen traurig (für uns), denn wir haben fast das Gefühl, dass er froh ist, endlich von uns weg zu sein, aber andererseits ist es auch gut. 
Anscheinend genießt er es, auf eigenen Beinen zu stehen, für sich selbst zu sorgen, kochen, aufräumen, putzen...
Ist es nicht das, was Eltern eigentlich wollen? Kinder so zu erziehen, oder es ihnen so vorzuleben, dass sie ohne weiteres alleine in der Welt zurechtkommen?
Mission geglückt. 
Zudem hat er uns eingeladen, ihn zu besuchen und die Wohnung anzusehen - und (da hat er sich selber eingeladen) wir könnten ja zusammen essengehen. 
 
Die letzten Jahre in der Schule haben ihm sehr zugesetzt, auch eine Liaison mit einem Mädchen (die sich als sehr manipulativ entpuppt hat) tat ihm wirklich nicht gut. Die Folge waren Antriebslosigkeit, depressive Stimmung und das Gefühl in einem Loch ohne Ausgang zu sitzen. 
Wie anders ist es nun: Er hat Energie, er macht Pläne, er hat Lust zu seiner Arbeit - auch wenn das etwas ist, das er machen "muss", so ist es anderes, als Schule. 
Vielleicht möchte er auch dieses Gefühl von Freiheit, Ausgeglichenheit und Energie bis zum letzten auskosten. 
 
Sei es ihm gegönnt, ich freue mich für ihn, denn zuvor hatte er arge Bedenken, ob er wirklich schon ausziehen wollte. Nun geht es ihm gut damit.  

Dienstag, 5. August 2025

Spontan auf und davon II

Das war sie also die erste Nacht. 
Ein bisschen aufregend für alle - keine Möglichkeit schnell zu helfen, keine Deeptalk am Abend und auch keine "Kontrolle", ob das Kind am Morgen aufsteht. 
 
Aber er hat anscheinend gut geschlafen, es sei noch alles etwas ungewohnt, aber ansonsten fühle er sich wohl und es sei alles in Ordnung. 
 
 
Diese Beiträge sind langweilig?
 
Ja, vielleicht für Euch, aber Ihr braucht sie nicht zu lesen. 
Da ich manche Dinge mit niemandem teilen kann (außer mit Bea, aber wir brauchen uns nicht die ganze Zeit die gleichen Gedanken "zuzuechoen", wird ja langweilig und wir sind auch kein Thunfisch), schreibe ich auch Kleinigekeiten auf, um einfach mal einige Dinge zu reflektieren. 
 
Es ist schön zu sehen, dass das Kind, dass man einige Jahre gepflegt und gegossen hat, nun auf eigenen Beinen stehen möchte und seine Freude daran hat. 
Gleichzeitig ist einem Weh ums Herz, weil Hänschenklein nun in die Welt hinauszieht. 
Andererseits ist es schön, dass es nur eine Wegstunde ist, so ist man im Notfall schnell zur Stelle.  

Montag, 4. August 2025

Spontan auf und davon

Nun ist es soweit. Letzten Freitag verkündete Victor: Morgen ziehe ich aus. 
Das kam überraschend. Denn am Donnerstag hieß es noch: Ich weiß nicht, vielleicht auch nicht und irgendwie ist das doch ein großer Schritt...
Das kam nicht überraschend. Es war klar, dass es eine sinnvolle Lösung sein würde, wenn er eine gute Wegstunde entfernt, ein Jahr arbeiten soll. 
 
Die Wohnung war ihm erst angeboten worden, dann hieß es, das wäre etwas schwierig, aber plötzlich ging es dann doch - und das war ganz spontan am letzten Donnerstag. 
 
Nun sind wir am Wochenende aus- und umgezogen und sind nun alle gespannt, wie das wohl wird. Es ist eine kleine WG, drei Zimmer, eine Wohnküche und ein Bad. Alles zusammen in einem heruntergekommenen Haus, dessen Dachgeschoss etwas lieblos zu einer Wohnung umgebaut worden ist. 
Der Bau soll auch in absehbarer Zeit abgerissen werden und Victor wurde schon gesagt, dass er wohl noch einmal umziehen müsse - ich schätze es anders ein. 
 
Sein Zimmer besteht aus einem knarzenden Dielenboden, einem IVAR-Regal, einem Kleiderschrank mit nur einer Tür, einem alten Bett, einem kleinen Tisch und einem Stuhl. Immerhin gibt es zwei Fenster und eine Deckenleuchte. 
 
Unter uns: Es müsste mal geputzt werden. Der Flur ordentlich gesaugt, das Altglas stapelt sich und die Küche wirkt auch etwas schmuddelig. 
Aber hier ist Zurückhaltung angesagt. Es ist nicht unsere Wohnung. Er ist (sowas wie) erwachsen und er kann, wird und möchte für sich selber sorgen. 
 
Heute Abend soll er dort die erste Nacht verbringen, vorher wollte er noch einige Poster aufhängen und sich etwas einrichten. Er hat ein kleines Schränkchen vom Dachboden bekommen, seine alte Anlage ist mitgekommen und der Wasserkocher, den er vor einigen Jahren in der Schule abgestaubt hat. 
Für den ersten Hunger hat er ein Kilo Nudeln und etwas Pesto mitgenommen, dazu eine Tasse und etwas Tee. 
 
Wir hoffen sehr, dass er einen guten Start in seinen Dienst hat und ihm die Arbeit  spaßmacht - dann wird sich der Rest von alleine finden. 
 
... und wir - wir wohnen jetzt alleine. Wobei das nicht so richtig stimmt. Victor wird immer mal ein oder zwei Tage bei uns sein und bis Ende des Sommers ist auch Frl. Yolande nebst Ehemann in Spe bei uns. 
Es wird nicht langweilig. Wie wohl November und Dezember werden, das ist irgendwie die dunkelste Zeit im Jahr und davor graut es mir dann doch ein wenig - aber jetzt scheint noch die Sonne und wir hoffen, dass es noch einige Zeit so bleibt.