Natürlich weiß ich, dass es in der Überschrift "Keine Party für niemanden" heißen muss - abgesehen davon, dass wir es hier mit einer doppelten Verneinung zu tun haben, also heißt es eigentlich: Party für alle!
Aber es war als Anlehnung an einen bekannten Text der "Scherben" gedacht.
Hier ist der Moment, wo ein Raunen durch die Menge gehen darf, weil die Andeutung endlich verstanden wurde.
Worum es geht, sind aber weder Liedtexte, noch Musikgruppen.
Es geht um das Verhalten von Menschen, das nicht der Erwartung entspricht, die man an sie hat.
So hat Victor vor kurzem eine Party bei uns gefeiert. Die Runde war recht klein, weil einige wegen mentaler Probleme abgesagt haben.
Jetzt erwartet man, dass eine Punker-Fete laut und schrill wäre. Dass gegröhlt wird und gesoffen, die Musik bis zum Anschlag aufgedreht und sich die Nachbarn beschweren.
Nichts davon.
Gut, es gab einen Alkoholabsturz nebst Erbrechen - das war's.
Ansonsten gab es gute Musik (naja, überwiegend), Lautstärke völlig in Ordnung. Es wurde Gemüse in Dipps getaucht und "gesnackt" (das heißt, als "Snack gegessen"). Neben Bier gab es selbstgemachte Liköre und sonst kaum etwas hartes.
Sogar Salzstangen - Inbegriff der Spießigkeit - waren beliebt.
Dazu dann Deep Talk vom feinsten und wir als Eltern wurden willkommengeheißen, sollten einen mittrinken und wurden in ernsthafte Gespräche verwickelt.
Die Party war gegen 1.00 Uhr vorbei (hat ja auch schon um 19.00 Uhr angefangen).
Dabei sprechen wir hier nicht von einem Kindergeburtstag, sondern 18+ mit lauter wildaussehnden Personen.
Vergangenes Wochenende war Victor zu "Freunden" gefahren.
Mit unserem Auto, über die Staatsgrenze, in eine fremde Stadt und diese Freunde hat er auf einer Schulexkursion im vergangenen Jahr nur einmal kurz gesehen.
Natürlich auch Punks. Die gibt es ja anscheinend in jeder größeren Stadt.
Kurz und gut: Er ist gut angekommen und hat eine schöne Zeit in der Punk-WG verbracht. Zwischendurch hat er uns geschrieben:
"Sind am Strand spazieren."
"Kochen leckeres Essen."
"Haben Spiele gespielt."
"Gehen bald zu Bett." (Das war gegen 23.00 Uhr)
"Habe gut geschlafen, wir frühstücken auf dem Balkon."
"Fahren zu einer Aussichtsplattform, die Sonne genießen."
Bitte, was sind das für Punks? Ich hatte erwartet, dass die zu einer wilden Feier gehen, die Nacht zum Tage machen und er völlig übermüdet und kaputt wieder zuhause ankommt. Aber nichts - er kommt nach Hause und geht ersteinmal eine Runde joggen, weil er noch Energie und Bewegungsdrang hat.
Finde nur ich dieses Verhalten merkwürdig?