Samstag, 15. Oktober 2016

Zeitfenster

Auf dem Weg zur Arbeit, gibt es gewisse Zeitfenster.
Fahre ich zu einer bestimmten Zeit los, weiß ich sicher, dass es sich dort oder dort staut.
Oder zu einer anderen Zeit ist diese Ecke frei und man kommt gut durch.

Manchmal erwischt man auch seltsame Moment, in den einem keine Autos begegenen - weder auf der "eigenen" noch auf der Gegenfahrbahn.

So einen Moment hatte ich letztens, als leichte Morgennebel rechts und links der Straße waberten und niemand außer mir auf der Straße zu seien schien.

Plötzlich tat sich mir ein anderes "Zeitfenster" auf - eine Erinnerung.

Vor zwei oder drei Dekaden waren wir in Dänemark im Urlaub. Wer es kennt, in der Nähe von Börsmose in direkter Nachbarschaft zu einem Militärübungsplatz.
Schon beim Frühstück waren Maschinengewehrsalven zu hören.

Eines frühen Abends waren wir noch am Strand - leichter Nebel zog von der See auf, der Himmel war trüb und das Licht nicht mehr als ein diffuses Zwielicht.
Außer uns war (in meiner Erinnerung) niemand mehr am Strand.
Auch wir machten uns auf den Weg zu unserem Ferienhäuschen zurück.
Plötzlich fuhr ein Militärlaster auf den Strand, dann ein zweiter und ein dritter.
Die Plane der Ladefläche wurde aufgezogen und aus den drei Lastern sprangen Soldaten auf den Strand, die sahen nicht nach Baden aus.

Eine Szene, wie aus einem SiFi-Film oder einem Horrorstreifen.
Der menschenleere Strand im Nebel und darauf nur ausschwärmende Soldaten.

Auf unserem Weg durch die wenigen kommerziellen Buden, die das "Herz" der Ferien-Anlage bildeten war auch niemand mehr zu sehen - alles war wie ausgestorben und eine gespenstische Stille, wie sie dem Abendnebel zu eigen ist, lag über den Dünen.

So kam ich mir auch auf dem Weg zur Arbeit vor.
Als wäre man plötzlich allein auf der Welt und Nebel harrt nur, einen zu verschlingen...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen