... als es noch Ost und West gab, an den Grenzen noch kontrolliert wurde und relativ einfach zwischen Guten und Bösen unterschieden werden konnte.
Da lebte ich im Zollgrenzbezirk. Ein Streifen rum um Deutschland, in dem der Zoll jeden und alles zu jeder Zeit ohne Angabe von Gründen überprüfen durfte - einzig der Verdacht, etwas geschmuggelt zu haben reichte aus.
So kam es, dass mein Vater, sein Bruder und einige Freunde (Emanzipation gab es damals noch nicht), alljährlich in ein kleines Gasthaus kurz vor der Grenze fuhren, eine Kleinigkeit tranken und dann am nahegelegenen kleinen Grenzposten in den Nachbarstaat eindrangen.
Dort wurden einge Tannenbäume erlegt, der Förster bekam 10 Mark für jeden Baum und die Mannen kehrten auf das eigene Territorium zurück, um zunächst im Gasthaus noch einiges zu konsumieren, später den Baum daheim abzuliefern und anschließend eine Männertour durch verschiedene Kneipen zu machen.
Der Tannenbaum wurde stets im (neudeutschen) Carport gelagert, geschützt vor Schnee oder Regen und wartete dort auf den nächsten Tag, wo er aufgestellt werden sollte.
Eines nächsten Morgens jedoch war der Platz an dem tags zuvor der erlegte Baum abgeladen wurde leer.
Da ein toter Baum nicht mehr laufen kann, muss ihn jemand gestohlen haben.
Tatsächlich - wer stiehlt einen Weihnachtsbaum? Gibt es keinen Anstand mehr unter den Menschen.
So musste mein Vater am 23. Dezember noch los, um einen Baum zu KAUFEN! sowas hat es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben.
Seitdem wanderte der Baum in die Garage und lag nicht mehr frei herum.
Tatsächlich haben wir bis 2005 weiterhin dort geschlagen, bis ein neuer Förster kam, der nicht wollte, dass wir dort Bäume schlugen.
Wir suchten einen anderen Forst, aber die Tradition schlief ein, als mein Vater starb. Sicherlich auch, weil es dort nicht mehr recht Bäume in passender Größe gab.
Geblieben ist aber, dass wir unseren Baum erst wenige Tage vor dem Fest frisch vom Feld holen. Das ist hier möglich, auch wenn es kommerziell und nicht so wildromantisch wie *damals* zugeht.
Früher hatten wir immer Rotfichten, die ganz böse gepiekst haben. In der Zwischenzeit sind ja nur noch Nordmanntannen zu bekommen. Bäume für Weicheier. Sorry, aber Rotfichten riechen besser, sind stabiler und oft schöner im Wuchs. Dafür sind sie aber auch stachelig und verlangen mehr Hingabe beim Schmücken.
So denke ich dieser Tage oft an die alte Gemeinschaft und an das jährliche kleine Abenteuer im Winterwald.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen