Wer mal etwas wirklich schönes lesen möchte. Keine dicke Schwarte, wie "Harry Potter" oder "Der Schwarm" und wenn es nicht so tiefgehend die "Der Zauberberg" sein soll.
Dann habe ich eine Empfehlung abseits von Bestsellerlisten und den 0815-Thrillern vom Ramschtisch.
Es war 1919, als Hermann Hesse ins Tessin übersiedelte. Im Gegensatz zu heute, wo jeder Hans und Franz jeden Joghurt auf Insta dokumentiert und jede Reise im WhatsApp-Status plakatiert, is Hesse in aller Stille, als Wanderer auf Schusters Rappen (das ist die poetische Umschreibung für "zu Fuß") über die Alpen gewandert und hat seine Gedanken in kurzen Kapitelchen und einer kleinen Aquarell-Zeichnung festgehalten. Es ist also kein großer Roman, keine wortreiche Beschreibung seines Weges, sondern nicht mehr, als ein paar Gedanken, die ihn begleitet und beschäftigt haben.
Dabei ist kein Wort zuviel, die Sätze sind kurz, die Gedankenführung klar und ohne Schnörkel.
Die Tiefe liegt unter der Oberfläche. Wer nicht dran kratzt wird sie nicht stören.
Das macht die Größe dieses unscheinbaren Buches aus. Es will nicht mehr sein, als es ist und doch kann man eine Metaebene erahnen, den Geist, der auch "Siddhartha" durchdringt, ist spürbar und doch drängt sich nichts in diesem Buche auf.
Hier komme ich noch einmal auf die Sprache zurück: Erfrischend einfach und klar. Der Text fließt wie von selbst. Es ist kein Wort zuviel, kein Schachtelsatz fordert ein erneuetes Lesen oder eine Wiederholung. Diese kurzen Gedanken sind ein Paradebeispiel für einen gutlesbaren Text und sollten sowohl Schülern als auch Jornalisten als Blaupause für ihre eigenen Absonderungen gelten.